Um etwa 4 Uhr Nachmittags verloren wir langsam alle Hoffnung: es gab keine Anzeichen für stabileren Wind....

Und dann....plötzlich war da ein Riesenlärm....Der Camper zitterte als würde die Erde beben:

wir hatten stabilen, starken, unglaublich starken Wind.

Es begann als wenn irgendjemand irgenwo einen Knopf mit der Aufschrift "Achtung: starker wind" gedrückt hätte.

Wir hatten aber keine Zeit uns darüber zu freuen, zuerst hiess es all das herum(f)liegende Material wieder einzusammeln und zu verräumen....

  

Nach der Sicherung der Ausrüstung hielten wir den Windmesser in die Höhe und konnten unseren Augen nicht trauen:

Die Anzeige zeigte immer Werte oberhalb der 50 km/h Marke an, teilweise sogar bis zu 70 km/h.

Vorher war es zu wenig konstanter Wind für einen Anfänger wie mich....jetzt hatte es definitiv zuviel davon....ein Versuch wäre glatter Selbstmord.

Ich zog es vor Andrea, ausgerüstet mit einer kompleten Motorrad Schutzausrüstung, zu helfen. Er ist ein routinierter Buggyfahrer und konnte dem Versuch natürlich nicht widerstehen.....

Bei diesem Wind braucht es drei Leute um den Piloten mit dem Drachen in Fahrt zu bringen und das ganze Gefährt wieder zu stoppen:

die Startprozedure läuft wie folgt ab: der Pilot selbst gibt der zweiten Person das Kommando den Drachen am Windfensterrand zu starten (und danach möglichst schnell möglichst weit davonzurennen), die dritte Person ist dafür zuständing den Piloten am Boden zu halten und ihn in den Buggy zu ziehen/setzen (um dann ebenso das weite zu suchen)

Die Landeprozedur ist ähnlich: Der Pilot gibt zu erkennen wenn er den Buggy verlassen will. Dann heisst es für die Zweite Person den Piloten zu schnappen und am Boden zu halten (ein Zusammenstoss mit den sich immer noch bewegenden Buggy ist möglichst zu vermeiden. Die dritte Person ist dafür verantwortlich sich in dem Moment, wenn es der Buggypilot schafft den Drachen am Windfensterrand zu Boden zu kriegen, daraufzuwerfen um den Drachen am wiederstarten zu hindern.

Ziemlich anstrengend und nicht ganz unkritisch. Aber nichts desto trotz ein Paradies für erfahrene Piloten.

 

Andrea mass mit dem am Buggy angebrachten Geschwindigkeitsmesser 82,1 km/h, eindeutig persönliche Bestleistung. Nach etwa fünf Minuten hin und herfahren auf dem See, brauchte er die erste Pause. Er beklagte sich der See sei nicht breit genug, obwohl er an der entsprechenden Stelle ungefähr 1.5 km mass. Kein Wunder, bei einer Geschwindigkeit von über 80 km/h muss man sich genug früh überlegen wie man die Geschwindigkeit auf etwa 20 km/h abbauen kann um eine Wende zu fahren, denn, für alle die es nicht wissen:

Ein Buggy hat keine Bremse.

So ging es etwa eine Stunde weiter. Andreas Zeiten zwischen den Pausen wurden immer kürzer, dafür wurden die Pausen immer länger....scheint anstrengend zu sein....

Aber Andrea Gesicht sagte alles: Hallo Erde and abgehobenen Piloten, bitte melden.....Muss ein unbeschreibliches Gefühl sein.

Wir anderen genossen die Schlacht mit dem Wind in einer weniger radikalen Art: mit Standard Drachen. Wir flogen eine Speedwing bis er wirklich auseinanderfiel. Ich versuchte ein Foto von dem rasenden Ding zu machen, aber das Ding war zu schnell, nicht mehr erkennbar auf dem Foto.
Ich selbst flog eine MiniSigme, eine 60 cm breite kleine Zweileinermatte an etwa 23 m langen Leinen. Man brauchte wirklich alle Sinne beeinander, eine kleine Unachtsamkeit und der Drachen, MiniSigma oder Speedwing, raste ungebremst in den beinharten Boden....vielleicht zum letzten mal....
Wir alle könnten ein Buch mit dem Titel "Wie zerstöre ich einen Drachen, Anleitung gültig für alle Drachentzpen" schreiben.

Aber trotz all den zerstörten Drachen war es ein unvergessliches Erlebnis und ein grosser Spass.

Am Abend assen wir alle zusammen typisch Italienische Spaghetti, Andrea war der Koch. Es war ein wunderbares Essen und ein wunderbarer Abend.

Danach fuhr die Französische Delegation, Antoine, Henry und Pierre, wieder zum Fluss in Barreal zurück, um die Nacht wieder dort zu verbringen. Agusta, Andrea und ich entschlossen uns auf dem Flugfeld zu bleiben um im Camper zu schlafen.
Ich weiss nicht mehr genau wann wir uns Schlafen legten, aber nach den Spaghettis, all dem Wein und den vielen Geschichten muss es wieder ziemlich spät gewesen sein.....